„Zu Weihnachten machen wir es uns richtig schön, auch wenn wir nur zu Zweit sind. Versprochen!“ Das hatte sie ihrer kleinen 4-jährigen Tochter immer wieder auf dem Weg zum Kindergarten gesagt.
Auch, wenn das trübe Wetter und die morgendliche Dunkelheit auf das Gemüt drückten, wenn es manchmal sehr hektisch war oder schon wieder das Handy klingelte und die Einkaufsliste durch den Kopf ratterte. „Zu Weihnachten machen wir es uns richtig schön, auch wenn wir nur zu Zweit sind. Versprochen!“ „Versprochen!“, immer und immer wieder. „Versprochen!“
Doch dann trat sie am Weihnachtsmorgen im Flur barfuß auf ein kleines Legoteil. Stress und Schmerz verbanden sich. Voller Wut brüllte sie: „Jetzt räum halt endlich mal Deinen Saustall auf! Sonst kommt das Christkind nicht und es gibt auch keine Geschenke!“
Als der Schmerz etwas nachließ hörte Sie aus dem Kinderzimmer ihre kleine Tochter weinen. Sie schluchzte: „Das schaffe ich doch nie bis Weihnachten! Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht…“
In diesem Moment kamen ihr selbst die Tränen. Alle Dämme brachen. Sie nahm ihre Tochter in den Arm und musste selbst weinen. Es war so als hätte das Kind alles ausgesprochen, was da in den letzten Wochen auf ihr lastete. Sie erkannte ihre eigenen Worte darin wieder. So als hätte man ihr einen Spiegel vorgehalten. Ihr war gar nicht bewusst, wie oft sie sagte, dass Sie nicht weiß, wo ihr der Kopf steht. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ihre Tochter den Stress wohl auch spürte und darunter litt. All den Druck, die Überforderung, die Versagensängste. Das Kind hatte sie in zwei Sätzen ausgedrückt. Und es war befreiend, dass es jetzt endlich ausgesprochen war, und, dass sie es jetzt gemeinsam herausweinen konnten.
Nach einer Weile wischte sich das Kind die Tränen von den Augen und versuchte die Mama zu trösten: „Dann machen wir es uns eben zu Zweit richtig schön auch ohne Geschenke. Ich hab Dich lieb.“
Die Mutter wischte sich auch die Tränen ab. Sie sagte: „Weißt du, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich war so im Stress, dass ich ganz vergessen hatte, worauf es Weihnachten wirklich ankommt. Danke, dass du mich daran erinnert hast!
Weißt du, das Christkind ist in Wirklichkeit in einem richtigen Stall geboren. Da war bestimmt auch nicht alles aufgeräumt. Es musste auf Stroh liegen es hatte nicht einmal ein Kinderbettchen. Man hat ihm gerade so etwas Platz in einer Futterkrippe frei geräumt. Aber es wurde von seinen Eltern ganz doll geliebt und in seiner Liebe hat sich Gott gezeigt. Deshalb sind wir nie allein oder nur zu Zweit! Das Jesuskind ist immer füuns da. Es beschützt uns.
Komm, wir räumen jetzt nicht mehr auf! Lass uns aus den Legosteinen eine Krippe bauen.“ Und es wurde ein wunderschönes Weihnachtsfest. Die Bescherung gab es schon vor dem Gottesdienst, auf dem Heimweg Döner und den Braten einige Tage später.